Das Glockenbachviertel hat schon viele Metamorphosen erlebt: vom Arbeiter- zum Künstlerviertel, vom Nabel der Münchner Schwulenszene zur Hipster-Hochburg. Jede dieser Phasen hat den Charakter hier geprägt. Unser Spaziergang startet auf dem verwunschenen Alten Südfriedhof und endet auf der Museumsinsel - in den Straßen dazwischen spielt das Leben.
Betritt man den Alten Südfriedhof, wird man sofort von Stille und bezauberndem Grün umschlossen. Achtzig Jahre lang war der ehemalige Pestfriedhof vor der Stadtmauer der einzige Friedhof der Stadt. Deswegen findet man hier viele Gräber von prominenten Münchner*innen des 18. bis 20. Jahrhunderts, wie das des Architekten Friedrich von Gärtner, der Frauenrechtlerin Ellen Ammann oder des Physikers Georg Simon Ohm. Mittlerweile ist der unter Denkmalschutz stehende Friedhof ein märchenhafter Park mit Arkadengängen und vielen Eichhörnchen. Übrigens: Der Grundriss des alten Friedhofsteils ist der Form eines Sarkophags nachempfunden.
In der Müllerstraße versammeln sich viele Vereine und Initiativen, die von der queeren Geschichte des Viertels zeugen. Schon in den 1960er-Jahren gab es hier erste Kneipen für Schwule. In Kombination mit den niedrigen Mieten wurde die Gegend zum typischen Künstlerviertel und zog auch viele queere Menschen an. In den 80er-Jahren war Freddie Mercury Stammgast in so mancher Bar im Viertel - und ließ es bei seinen Partys ordentlich krachen. Immer mehr queere Menschen zogen ins Viertel und machten das ehemalige Glasscherbenviertel zu einer kreativen und begehrten Nachbarschaft. In den Seitenstraßen finden sich bis heute viele Kneipen und Bars für die queere Gemeinschaft und alle, die daran interessiert sind.
Wie ein Magnet zieht der wunderschöne Gärtnerplatz die Menschen in seiner Umgebung an. Hier trifft man sich bei schönem Wetter inmitten von bunten Blumen, hört dem Brunnen und den zahlreichen Gesprächen beim Plätschern zu, oder man entscheidet sich dafür, in eine der sechs kleinen Straßen abzutauchen, die vom Rondell abgehen.
Cin cin!
Das Glockenbachviertel ist auch als Ausgeh- und Szeneviertel bekannt. Wer einen guten Drink schätzt, sollte unbedingt eine der zahlreichen Bars besuchen.
Dort findet sich alles, was man für ein hedonistisches Leben benötigt: Bars, Restaurants, Imbisse, Friseure, Buchhandlungen, kleine Läden für Blumen, besondere Delikatessen, Fundstücke, Mitbringsel und Schnäppchen jeglicher Art. Auch für kulturelle Unterhaltung ist gesorgt: Im Gärtnerplatztheater finden Opern, Operetten und Musicals statt.
Alle Wege hier führen irgendwann zur Fraunhoferstraße, die das Viertel einmal durchschneidet. Sie beginnt an der Müllerstraße und endet an der Reichenbachbrücke. In der langen Straße gibt es neben einer großen Bandbreite an Restaurants, Bars und Dachterrassen auch vieles Andere zu entdecken: Lampen-, Comics- und Trachtenläden, Galerien, Antiquitäten und Spirituosen, sogar pinken Gin findet man hier.
Für diese Kirche lohnt es sich, einen kleinen Umweg zu machen: Die markanten Doppeltürme der römisch-katholischen Kirche, die auch „Notre-Dame an der Isar“ genannt wird, sind im Viertel genauso bekannt wie ihr Pfarrer: Rainer Maria Schießler ist seit den 90er-Jahren nicht nur Seelsorger, sondern auch Buchautor und Podcaster.
Zur beliebten Tradition geworden ist auch seine „Viecherlmesse", bei der auch Tiere willkommen sind. Die Kirche wurde von 1892 bis 1908 im neoromanischen Stil gebaut. Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hatten die beiden Türme spitze Turmhelme. Bis heute hat man die sogenannten Notdächer, die nur als Provisorium gedacht waren, nicht ersetzt.
Wer es wie die Münchner*innen macht, holt sich erst eine Erfrischung beim kultigen 23-Stunden-Kiosk am westlichen Ufer. Ob mit oder ohne Getränk: Die Reichenbachbrücke zu überqueren macht einfach Spaß. Sie führt aus dem Glockenbachviertel hinein in den Stadtteil Au und ins Grüne. In ihrer Mitte sollte man kurz innehalten und die Aussicht genießen.
Richtung Süden grüßen auf der rechten Seite des Flusses die langen Schornsteine des ikonischen Heizkraftwerks in Sendling, etwas näher präsentieren sich noch mal die Türme von St. Maximilian von ihrer schönsten Seite. Auf den großen Steintreppen am Ufer strecken Menschen die Füße ins Wasser, Badende lassen sich treiben oder erobern die kleinen Kiesbänke in der Flussmitte. Wer die Isar bisher noch nicht besucht hat, versteht spätestens hier ihren Reiz.
Das Wahrzeichen des Deutschen Museums ist schon von Weitem zu sehen: der Museumsturm. Er beherbergt eine moderne Wetterstation, die „Uhren“ zeigen u. a. Windgeschwindigkeit und Luftdruck an.
Seinen Abschluss findet der Spaziergang flussabwärts auf der Museumsinsel. An der rechten Isarseite entlang laufen wir Richtung Norden zur Corneliusbrücke, die auf die Insel führt. An ihrer südlichen Spitze findet in den Sommermonaten der „Kulturstrand" statt - mit Live-Musik, Strandbar und einem breiten Kunst- und Kulturangebot. Neben dem Deutschen Museum finden sich auf der Museumsinsel eine Dachterrassenbar und mit dem „Blitz“ einer der angesagtesten Münchner Clubs mit mexikanischem Restaurant.
Die Tour steht hier als GPX-Datei zum Download bereit.